Lumelang,
Heute melden wir uns mal wieder aus Mafeteng, um euch zum einen zu berichten, welche Erlebnisse wir in den letzten Wochen hatten und zum anderen, um ein paar Geschichten mit euch zu teilen, die sich hier schon so ereignet haben.
Was so passiert ist…
Eröffnung der Bücherei
Letzte Woche haben wir am Mittwoch die neu bestückte und geordnete Bücherei eröffnet. Wir haben es uns dabei natürlich nicht nehmen lassen, dies ein wenig zu zelebrieren. Schon früher sind wir in die Schule und haben Luftballons aufgehängt. Den Schülern war auch gleich klar, dass heute etwas Besonderes sein muss und stürmten schon, als sie die Ballons sahen, zur Bücherei. Es mussten sich aber alle noch ein wenig gedulden, denn wir haben die Schüler nur klassenweise hineingelassen.
Es ging los mit der Reception (Vorschule). Jedes Kind bekam nach der Einführung, wie man sich in einer Bücherei zu benehmen hat, ein Leselern-Buch von uns. Das eigentliche Problem wurde uns erst bewusst, als 120 Fünfjährige uns flüsternd und nuschelnd ihren nun ja für uns alle sehr ähnlich klingenden Namen sagen sollten, damit wir sie in die Liste eintragen konnten. Wir hatten nicht bedacht, dass es vorkommen kann, dass ein Kind seinen Nachnamen weder weiß noch buchstabieren kann. Es war eine lustige Situation, aber auch eine sehr langwierige Prozedur, weshalb uns kurzerhand zuerst die Schulleiterin und später ein anderer Lehrer half. Ab Klasse 3 war das dann aber auch kein Problem mehr.
Es war schön zu sehen, wie die Kinder sich gefreut haben, ein Buch ausleihen zu können und die strahlenden Kinderaugen haben die doch sehr eintönige dreiwöchige Sortierarbeit in der Bücherei mehr als entschädigt. Witzig war, dass manche Erstklässler aus Versehen zweimal versucht haben ein Buch auszuleihen, weil sie doppelt in die Bücherei geschickt wurden.
Einige ältere Schüler haben sich auch schon an richtige Schmöker oder Wissensbücher herangetraut. Wir hoffen die Bücher nun wieder in passablen Zustand und gelesen zurückzubekommen, mal sehen wie das klappt.
Alles in allem war die Büchereieröffnung sehr anstrengend, aber für uns ein toller Tag, denn man hat richtig gemerkt, dass wir hier etwas Großes geschaffen haben. Wir mussten schon schmunzeln, als wir gesehen haben, wie Kinder in der Pause, anstatt wild herumzutoben, in ihr Buch versunken im Klassenzimmer saßen und einfach nur zufrieden waren.
Auch die Lehrer waren angetan von der sich nun bietenden Möglichkeit für die Kinder. Ms. Masiu, die Schulleiterin, sagte uns später, dass Lesen auch hier wichtig für den Erhalt der Kultur sei und die Lesekultur bedingt durch den Einfluss von Smartphones und TV, ähnlich wie in Deutschland, immer weiter aussterbe. Gerade hier in Lesotho bemerkt man den Kontrast zwischen dem einfachen kulturellen Leben und der Moderne sehr.
Auch heute eine Woche später, als die Kinder ihre Bücher zurückgeben haben, war die Freude noch nicht verflogen. Die Schüler und Schülerinnen erzählten begeistert, dass sie das Buch mit Mutter, Vater, Bruder oder Großvater gelesen hatten.
Die Bücherei werden wir jetzt jeden Donnerstag und Freitag den kompletten Vormittag öffnen und Klasse für Klasse jedem Kind ein Buch vermitteln, dass es in der nächsten Woche wieder mitbringen muss.
Cultural Day
Einmal im Jahr, nämlich am Geburtstag des ersten Königs Lesothos Moshoshoe ׀. ist in Lesotho feiertags Wochenende. Auch an der Kingsgate Primary School findet dann immer ein ganz besonderer Tag statt, der sogenannte Cultural Day. Unser Vorgänger Leif Habermann hat uns schon begeistert von diesem Tag erzählt. Was uns dann jedoch am 08.03.2018 erwartete ist mit Worten sehr schwer zu beschreiben.
Schon im Voraus, ca. eine Woche vorher, waren alle voller freudiger Erwartung und Anspannung. Die Schülerinnen und Schüler übten und probten begeistert und manche auch ganz heimlich ihre Tänze und Theaterstücke für diesen Tag. Es schien, als sei die Schule nur leidige Begleiterscheinung. Alle fragten uns, was für ein traditionelles Kleidungsstück wir den tragen werden. Wir jedoch hatten noch keinen Schimmer und dachten wir kommen einfach in unseren normalen Klamotten, bis den Tag vorher eine Lehrerin mit einer mysteriösen Plastiktüte vor uns stand und uns, nachdem wir einen kurzen Blick hinein erhaschen konnten, den Inhalt als unser traditionelles Outfit vorstellte. Wir hatten die leise Vorahnung, dass es sich nicht einfach nur um Tracht in Form eines normalen Kleides handeln konnte, sondern um etwas Freizügigeres.
Als wir dann am besagten Tag zur Schule liefen, bot sich uns ein buntes und faszinierendes Bild. Alle Schüler, die wir sonst nur in ihrer Schuluniform kennen, hatten bunte Kleider, Röcke, Ketten und Decken in allen erdenklichen Farben und Konstellationen an. Es war nicht nur ein traditionelles Outfit vertreten, sondern viele verschiedene. Wirklich jedes Kind lachte, tanzte und war einfach nur glücklich und stolz uns seine Tradition zu zeigen und zu erklären. Wenn man glaubt aus einem traditionellen Dorf zu kommen, merkt man hier jedoch schnell, dass Kultur und Tradition hier viel intensiver und vielfältiger gelebt werden und das schon von den Kleinsten. Die Kinder konnten ganze Geschichten erzählen, zum Beispiel über die Kette, die sie tragen. Es wurde in großen Gruppen getanzt und gespielt und von uns natürlich jede Menge Fotos geschossen! Auch die allmorgendliche Morning Assembly war um einiges bunter und entspannter als normal. Nach der Versammlung dachte niemand daran ins Klassenzimmer zu gehen, sondern es wurde weiter getanzt und gesungen, bis der BEAT ertönte, und alle Kinder auf einmal auf einen großen Platz vor der Schule lossprinteten. Wir jedoch blieben nur verdattert stehen, entschieden uns dann aber doch auch in Richtung Musik zu gehen. Was uns dort für eine Show geboten wurde, werden wir wohl nie wieder vergessen. Sowas erlebt man weder in einem deutschen Club noch auf irgendeinem Festival. An die 1000 Kinder, die hüpfend und tatsächlich auch mega gut tanzend, völlig auf den Klang der Musik ausflippen. Erwähnenswert hierbei ist, dass eigens für diese große Party ein DJ mitsamt fetter Musikanlage angestellt wurde. Man vergesse nicht – für Kinder zwischen 3 und 14. Die Musik war, wie wir feststellten, genau unser Geschmack, afrikanische Elektromusik gemixt mit ein paar Charts. Es tanzten die Größten mit den Kleinsten und irgendwie alle zusammen. Eine Ausgelassenheit und Fröhlichkeit war zu spüren, wie wir sie so noch nie erlebt haben.
Als der DJ, zur großen Enttäuschung der Kinder, die Musik unterbrach, begann der offizielle Teil, bei dem jede Klasse etwas Traditionelles also ein Tanz oder ein Theaterstück aufführte. Die Kinder platzen fast vor Stolz nach ihren Auftritten und auch wir bekamen eine ganze Menge der Kultur der Basotho mit, wenn auch die ganzen Festlichkeiten auf Sesotho abgehalten wurden. Während der Zeremonie wurden wir auf einmal beiseite genommen, um unsere traditionellen Kleider anzuziehen. Es handelte sich dabei wie vermutet, um die Thithana. Das ist die frühere, sagen wir mal steinzeitähnliche Bekleidung der Basotho. Bestehend aus einem sehr kurzen Lederrock, Lederoberteil und einer Art Gesäßschürze. Dazu wurde unser Gesicht noch traditionell verziert (heißt in der Modernen Welt, unser Auge wurde mit Tipp-Ex umrandet). So ausgestattet traten wir dann in die Mitte des Kreises aus Schülern und tanzten gemeinsam mit drei gleich „gekleideten“ Lehrerinnen und Schülerinnen einen traditionellen Tanz. So wurden wir nach 7 Wochen im Land offiziell in das Volk der Basotho aufgenommen, in ein Volk, welches sich als große stolze Gemeinschaft versteht und dem eine lange Geschichte und Tradition vorangeht, wenn auch das Land sehr klein und die Nation noch sehr jung ist.
Während der Festlichkeiten wurde traditionell gekocht. Brot aus dem Topf, Moroho (ähnlich wie Spinat), Kürbis, Maiskolben und Bohnenmaiseintopf. Nach den Festlichkeiten wurden diese dann, nachdem jedes Gericht noch einmal einzeln vorgestellt wurde, gemeinsam mit den Schülern gegessen. Die Party mit DJ ging danach noch ein paar Stunden weiter.
Nach drei Stunden tanzen waren alle sehr sehr hungrig
Am Ende des Tages ging jedes Kind, jeder Lehrer und auch wir müde, glücklich und sehr zufrieden nach Hause.
Das ganze Fest wirkte wie ein Entfliehen vor dem Schulalltag, den alltäglichen Problemen und der Modernen Welt. Es war geprägt von Stolz auf das eigene Land, einem Stolz der hier so normal ist, wie alles andere. Einem Stolz, den schon jedes Kind in sich trägt, den es uns spüren lässt und uns mit in diesen einbezieht.
….viele weitere Bilder findet ihr in der Galerie.
Lesotho ist, wenn
Nun zu einer Rubrik, die sich im Laufe unser Zeit hier immer wieder begegnet ist. Es ist eine Rubrik, die zeigt wie verschieden Lesotho und die Basotho im Verhältnis zu Deutschland und den Deutschen sind.
Lesotho ist, wenn
Sonntags fast jeder Laden offen hat und jeder spontan nach der Kirche noch den Wochen-einkauf macht.
Es regnet, während die Sonne aus einem eigentlich blauen Himmel scheint. Und der babyblaue Himmel zehn Minuten nach einem weltuntergangwürdigen Gewitter wieder so aussieht, als wäre nie etwas passiert.
Dein Nachbar abends um sieben Uhr bei völliger Dunkelheit entscheidet, mit einer Flauschdecke um den Körper gewickelt (Pink-lila-weiß-grün-gestreift) in die Stadt zu laufen, um noch schnell sein Frühstück für morgen zu kaufen.
Manche Lehrer, obwohl sie doppelt so viel arbeiten wie der faule Lehrer im Nebenzimmer, keinen Cent mehr verdienen.
Das Internet trotz ständigem 4G-Netz, freitags und sonntags Abend nicht funktioniert, da zu diesem Zeitpunkt gefühlt jeder Basotho online ist und es deshalb schwer überlastet ist.
Man bei jedem (täglichen) Gewitter nur darauf wartet, dass der Strom ausfällt, was dann zuverlässig auch fast jedes Mal passiert. Selbst dann, wenn man gerade am Abendessen kochen ist.
Niemand sein Auto wirklich dann tankt, wenn es leer ist, sondern manchmal einfach gar kein Sprit im Tank ist, um weiter als zur Tankstelle zu fahren und man deshalb nicht einfach mal irgendwo hinfahren kann.
Der größte Sportladen des Landes so groß, wie ein Kiosk ist und man dort dennoch alles bekommt, was das deutsche Sportlerherz wünscht.
Frauen am Straßenrand jeden Tag an selbstgebaute Grillstellen gebratenen Mais verkaufen (für70 ct) und das obwohl es 30 Grad hat.
Man Bier, Wein etc. nicht im Supermarkt, sondern nur im extra Alkoholstore bekommt.
Das komplette Leben aufgrund eines Regenschauers stillsteht (kein Kind kommt zum Fußballtraining, einige nicht in die Schule und sicherlich niemand ins Gym).
Jedes Kind stricken kann und man oft sieht, dass es einfach, wenn ihm langweilig ist, das Strickzug auspackt.
Der einzige Tag, an dem kein Kind in die Schule muss, nicht der Sonntag, sondern Moshoeshoe Tag ist (in der High School geht man auch samstags und sonntags in die Schule).
Mädels dich einfach so auf der Straße um ein gemeinsames Selfie bitten und das einfach nur, da sie wahrscheinlich noch nie auf einem Bild mit einem Weißen waren, das aber „supercool“ fänden (so berühmt werden wir uns in Deutschland nie wieder fühlen).
Deine Fußballspielerinnen trotz mehrfacher Ermahnung und Erklärung im Rock und Jeans ins Training kommen.
Kleine Geschichten aus dem Königreich
Zwischen tausenden von Büchern und tausend Schülern in der Bücherei
Wir glaubten und glauben fest daran, dass es zu 100% notwendig ist, jedem Kind jede Woche ein neues Buch zu geben, um eine Art Leseroutine zu schaffen. Man jedoch dabei vergisst, was für eine utopische Mammutaufgabe es ist, tausend Schüler in zwei Tagen durch die Bücherei zu jagen. Es ist unfassbar anstrengend, aber der Stress lohnt sich.
Die Geschichte vom betrogenen Taxifahrer
Sich nicht übers Ohr hauen lassen, obwohl man weiß ist, ist unser Mantra. In einem Land indem jeder der nicht dunkelhäutig, entweder ein Tourist oder ein Peacecorp aus den USA ist, muss man schon aufpassen, dass man nicht einfach doppelt so viel für die Tomaten am Stand und die Fahrt nach Maseru zahlt, so wurde es uns auch von den Einheimischen immer wieder bestätigt. Man erklärte uns ausführlich was Dinge wie ein gegrillter Maiskolben (10R), eine Banane (3R) und eben auch eine Taxifahrt innerhalb der Stadt (6,5R) kosten, damit wir gegen alles gewappnet sind. Mit dieser Sicherheit im Rücken, machen wir uns, als wir nach dem Einkaufen mit vollen Tüten zu faul waren heimzulaufen, auf zu den Taxiständen. Wir gehen motiviert zum ersten halbwegs fahrtauglich aussehenden Taxi und fragen, was denn eine Fahrt nach Hause (2,5 km) kostet. Dieser denkt (etwas zu lange) nach und sagt dann lässig: „40R“. Wir, die es nicht glauben können, fragen noch zweimal nach ob er echt vierzig meint. Er bestätigt uns dies erneut und reagiert auch nicht, als wir ihm zu vermitteln versuchen, dass uns durchaus klar ist, dass das viel zu viel ist. Bei Taxifahrer Nummer zwei, denken wir uns dann schon leicht angenervt- jetzt sind wir nicht mehr so dumm. Wir fragen erneut, was denn eine Fahrt kosten würde. Taxifahrer zwei scheint auch zu überlegen, wie viel dreist wäre. Er sagt dann jedoch: „20R“. Das ist ja immer noch viel zu viel, denken wir uns. Wir haben keine Lust uns wie dumme Touristen bequatschen zu lassen, aber eben auch nicht heimzulaufen. Deshalb sage ich: „Wir wissen, dass das zu teuer ist, wir gehen mit für 10R.“. Der Fahrer willigt ein und bringt uns zusammen mit anderen Fahrgästen schnurstracks nach Hause. Als wir ausstiegen, drücken wir ihm die 10 Rand in die Hand und waren fast ein bisschen stolz auf uns.
Als wir abends dann einem Freund ganz stolz davon erzählen, sagt dieser nur: „Ihr habt ihm nur 10R gegeben? Ihr wisst aber schon, dass es ja 6,5R pro Person also 12 R kostet?“. Uns erwischt es eiskalt, das hatten wir bei unseren Berechnungen ja total vergessen! Er schmunzelt: „Da habt ihr ihn ja übers Ohr gehauen!“. Wir wissen bis heute nicht, ob wir uns schämen oder einfach nur darüber lachen sollen…
Die Aushilfslehrer
Es ist Montag, nach einem entspannten Wochenende laufen Clara und ich hochmotiviert und top vorbereitet ins Kassenzimmer der 6. Klasse, da wir dort nach Schulschluss Deutsch AG haben. Es ist 13:04, also höchste Zeit und wir beginnen gegen die große Unruhe ankämpfend schon mal die Tafel zu wischen, um uns bemerkbar zu machen. Wir überblicken den großen Pulk aus aufbrechenden, noch schreibenden und herumrennenden Schülern kaum und wollen gerade, alle rausschmeißen, die nicht an der Deutsch AG teilnehmen und damit endlich anfangen. Als eine Schülerin Clara fragt: „Wir machen dann morgen die Sport AG?“. Clara kommt leicht fassungslos in mein Klassenzimmer gestürmt und sagt: „Ähm Hannah, ist heute nicht eigentlich Montag und deshalb Sport AG???“. In meinem Kopf fängt es an zu rattern und wir bemerken, Mist, da haben wir auch echt mal was total durcheinandergebracht! Denn normalerweise ist montags Sport AG und dienstags Deutsch AG. Wir suchen fieberhaft nach einer Lösung, um unseren eigentlich perfekten Wochen AG Plan zu retten und die Schüler nicht völlig zu verwirren. Ich sprinte kurz entschlossen übers Schulgelände hole Hütchen, Bälle, Hemdchen und ganz wichtig Staffelstäbe und werfe mich noch kurz ins Sportoutfit, während Clara alle Kinder einsammelt und zum Sportplatz lotst. Dann renne ich auf den Platz und baue in Windeseile die Übungen auf, Clara macht das Aufwärmen. Es ist 13:15. Danach startet der Staffellauf, bei der die Klasse auch noch Bestzeit läuft. Am Ende erklären wir noch das abschließende Gruppenspiel, als hätte nie ein anderer Plan für diesen Tag bestanden. Unsere Ehre ist gerettet, fast niemand hat was gemerkt und wir sind fast ein bisschen stolz auf unsere Spontanität. Wahrscheinlich haben die Basotho schon ein bisschen auf uns abgefärbt.
Die WhatsApp Nachricht
Es ist zehn Uhr abends am Sonntag, wir sitzen ganz entspannt auf dem Sofa und lesen, als ich eine Nachricht bekomme. Sie kommt von unserem Nachbar und in ihr heißt es einfach nur ganz nüchtern: „Kein Wasser die nächsten zwei Wochen“. Wir von dieser Aussage leicht schockiert, denken fieberhaft darüber nach, was das zu bedeutet hat, obwohl es rein logisch klar ist. Wir versuchen uns einzureden, dass diese Nachricht etwas vollkommen anderes und viel weniger schlimmes zu bedeuten hat. Wenig später kommt unser Nachbar dann zu uns rüber und erzählt uns ganz ausführlich, das Reinigungsarbeiten gemacht werden und deshalb für bis zu zwei Wochen die ganze Stadt kein fließendes Wasser haben wird.
Uns schießen Fragen durch den Kopf wie – Wie kochen wir? Wie waschen wir? Wie duschen wir? Und wie gehen wir bitte aufs Klo? Natürlich gibt es für all diese schwerwiegenden Probleme hier in Lesotho, wo viele gar nie fließend Wasser haben eine ganz einfache Lösung. Das Plumpsklo der Schule wird benutzt (ist auch nur 100 m entfernt) und geduscht, gewaschen und gekocht wird mit Wasser, dass mit Eimern aus den Regentonnen der Schule geholt wird.
Es erscheint alles sehr logisch und einfach und dennoch ist unsere Stimmung sehr gedämpft, als wir unsere letzte Dusche nehmen und dann am nächsten Morgen wirklich kein Wasser mehr aus der Leitung kommt. Es ist schon anstrengend immer alles umzuschütten, mit Wasser aus Schüsseln seine Haare zu waschen und immer, auch im Dunkeln auf`s Plumpsklo rennen zu müssen. Die volle Dröhnung hatten wir dann, als an einem Tag auch noch der Strom länger als gewohnt ausfiel und man sich tatsächlich fühlte, wie in die Steinzeit zurückversetzt. Von Einheimischen hören wir nur: „Ihr werdet euch schon dran gewöhnen“. Und erstaunlicherweise merken ja viele gar nicht, dass es kein Wasser gibt. Und tatsächlich haben wir uns nach 3 Tagen an die Umstellung gewöhnt. Zu unserer großen Überraschung kommt aber schon am Fünften Tag glücklicherweise das Wasser zurück, da der Reinigungstrupp sich anscheinend beeilt hat. Wir freuen uns wie kleine Kinder, sind erleichtert, genießen den Luxus, wenn das Wasser wenn auch noch leicht milchig, aus der Leitung kommt und sind in jedem Fall um eine Erfahrung reicher.