Lumelang,
Wir melden uns wieder aus dem zur Abwechlung mal kalten und bewölkten Lesotho. Nun sind wir schon einen Monat hier und fühlen uns hier jetzt auch schon richtig zuhause. Unsere angedachten Projekte haben wir wie geplant angefangen, aber es kam noch einiges dazu.
Genaue Informationen zu den Projekten, findet ihr unter der Rubrik Projekte.
Zunächst wollen wir einmal von unserem Eindruck von Land und Leuten berichten. Wir haben uns erstaunlich schnell an das Leben und die Lebensweise hier gewöhnt. Die Basotho (Einwohner Lesothos) machen es einem aber auch leicht, da sie ein so herzliches und zufriedenes Volk sind, die sehr stolz auf ihre noch junge Nation und ihre Kultur sind.
Man vergisst manchmal fast, dass man sich in einem der ärmsten Länder der Erde befindet, das mit so vielen Widrigkeiten wie HIV oder Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat. Es ist sehr erfüllend, wenn man wenigstens im ganz kleinen gerade den Kindern das Leben verschönern kann, indem man ihnen zum Beispiel die Möglichkeit bietet Sport zu machen und sie so in gewisser Weise zu inspirieren. Und dennoch wird auch einem immer wieder bewusst, dass man nicht das ganze Land retten kann.
Es ist oft schwer zu ertragen, dass die Lebensbedingungen hier sehr schwierig sind. Ein gutes Beispiel ist, dass kaum eine Familie hier fließend Wasser hat und es sich so auch niemand leisten kann, lange Haare zu tragen. Nahezu alle Frauen hier haben Perücken, kleine Flechtfrisuren oder tragen ihre Haare kurz geschoren. Erstaunlich ist, dass man den Menschen auf der Straße nicht ansieht, dass ihr Lebensraum meist nur eine einfache Hütte ist- Auch besitzt kein Kind einen Satz Sportklamotten oder ein Paar Kickschuhe, dass es zu unserm Training tragen kann. Auch ist die Schuluniform oft zerschlissen, auch wenn sich die Eltern sehr viel Mühe geben, die Hosen der Jungs beispielsweise haben immer eine perfekte Bügelfalte. Trotz alledem begegnen die Menschen hier dem Leben mit einer sehr großen Akzeptanz und investieren viel in die Bildung ihrer Kinder.
Gerade die Kinder hier sind so unfassbar herzerwärmend. Ein paar Bespiele hier für:
Wenn Clara und ich morgens von unserer Wohnung zum Schulgelände laufen, tönt es aus allen Richtungen. „Morning teacher“, „Hello Miss Clara and Miss Hannah“ und gerade die jüngeren Schüler rennen mit einem Strahlen im Gesicht auf uns zu und klatschen mit uns ab oder wollen uns umarmen.
Auch am Valentinstag hatten wir ganz besondere Momente. Ein Tag der in Deutschland eher den Ehepaaren oder Verliebten zugeschrieben wird, ist hier ein generelles Fest der Liebe. So kam es auch, dass wir von den Kindern aus unseren Klassen zuckersüße Briefe und selbstgebastelte Geschenkchen überreicht bekommen haben. Die Briefe enthielten ca. 100-mal den Satz „I love you teacher“ aber auch Worte des Dankes für unsere Arbeit. Das hat unseren Glauben in den Sinn unseres Aufenthaltes hier bestärkt.
Auch toll ist es, wenn man auf dem Schulhof einfach mal einen Schüler trifft, der dich mit deutschen Worten zu begrüßen oder verabschieden versucht und das obwohl man erst zweimal die Deutsch-AG unterrichtet hat.
Nun möchten wir noch von unseren Projekten berichten.
Mädchenfußballmannschaft
Hierfür und für die Sport- AG waren wir diese Woche zweimal in der Hauptstadt Maseru und haben Sportmaterialien eingekauft. Das war eine sehr witzige Aktion. Denn man hatte uns verpochen, dass wir in den größten Sportladen des Landes gehen würden. Als wir diesen dann betraten, stellte sich heraus, dass es sich um einen großen Kiosk mit einer 3 m² Verkaufsfläche handelte. Man glaubt es kaum, aber in dem Laden haben wir alles bekommen bzw. bestellen können, was wir brauchten. Dazu zählen Fußbälle, Hemdchen, Hütchen, Springseile, Staffelstäbe und sogar eine Koordinationsleiter. Außerdem haben wir uns noch zwei Pfeifen gegönnt, um unsere Stimmen etwas zu schonen.
Durch Spenden, die wir im Vorhinein zum einen durch einen Muffinverkauf am Kolleg St. Sebastian verdient haben und zum anderen durch das Preisgeld des „Young Women in Public Affairs Award“ der Organisation Zonta, den ich (Hannah Wehrle) gewonnen habe, konnten wir das alles finanzieren. Dies macht es uns um einiges leichter, diese große Anzahl an Schülern besser und vielseitiger unterrichten und trainieren zu können. Und es war auch toll zu sehen, wie die Kinder darauf reagiert haben.
Heute erlebte unsere Euphorie aber einen kleinen Dämpfer.
Zur Situation:
Wir haben jeden Samstag ab 9 Uhr Training auf dem Bolzplatz. Als wir heute bepackt mit den neuen Materialien am Platz standen, erschien kein einziges Mädchen. Die einzige Erklärung die uns hierfür einfiel war, dass die Kinder das Wetter zu schlecht fanden. Ja, es hatte in der Nacht geregnet und war für Lesotho Verhältnisse empfindlich frisch (13 Grad).
Wir warteten einige Minuten und als wir die Hoffnung schon nahezu aufgegeben hatten, trudelten eins nach dem anderen die Mädchen mit Verspätungen von bis zu einer Stunde ein, sodass am Ende zehn Mädels da standen. Die kleinlaute Rechtfertigung war, dass alle dachten, bei so einem Wetter würde niemand trainieren. Für uns abgehärtete Schwarzwälderinnen war diese Witterung jedoch perfektes Fußballwetter. Als es dann aber erneut zu regnen begann, beschlossen wir das Training mit nicht einmal der Hälfte der Spielerinnen in ein altes Versammlungsgebäude zu verlegen. Hier konnten wir erstaunlich gut ein paar Übungen machen und so den leicht missglückten Fußballmorgen retten.
Unsere „Sporthalle“
Unsere Maedels ganz gluecklich mit den neuen Sportmaterialien.
Bibliothek
„Lesen ist der Schlüssel zur Welt“ heißt es. Fast jeder von uns erinnert sich bis heute an Kinderbücher, die er gelesen und nie wieder vergessen hat. Schwierig wird das Ganze, wenn man Schüler unterrichtet, die in einem so armen Land leben, in dem Bücher nicht zu Hauf im Kinderzimmer stehen. Deshalb wurde vor einigen Jahren von einer Freiwilligen der Peace Corps aus den USA die Schulbücherei neu aufgebaut. Mittlerweile ist dieses Projekt aber schon wieder im Sande verlaufen, da die Lehrer schlicht keine Zeit haben sich um die Bibliothek zu kümmern. Als wir die Bibliothek nun eingestaubt und sehr chaotisch vorfanden, hatten wir die Idee diese wieder mit Leben zu füllen. Hinzu kam, dass bereits 18 Kartons mit jeweils 100 Buchspenden bereitstanden, die einfach noch keiner ausgepackt hatte. Die Bücher stammen aus ganz Amerika und wurden meiste von Unibibliotheken und Privatleuten gespendet. Die Vielseitigkeit der Bücher ist erstaunlich. Sie reicht vom Kinder Bilderbuch, über einen Thriller bis zum hochkomplizierten Enzyklopädie oder Schulbuch. Nun strukturieren wir die Bibliothek um, und tauschen altes Material gegen Neues.
Unser Ziel ist es, dass die Kinder Bücher ausleihen können und somit die Möglichkeit haben so viel zu Lesen, wie sie wollen und somit einen guten Beitrag zu ihrer Bildung leisten.
Wir möchten die Bibliothek nächste Woche eröffnen.
Andere interessante Geschichten aus dem Königreich im Himmels haben wir hier für euch zusammengestellt:
Sammeltaxis
Wenn man von Mafeteng aus in eine andere Stadt wie Maseru will, ist die üblichste und auch billigste Möglichkeit ein Minitaxi zu benutzen. Hierunter versteht man einen völlig ramponierten VW bzw. irgendeinen 12-Sitzer Bus, der auch gern mit 17 Personen über die Straßen des Landes brettert. Hierbei kann man schlecht planen wie lange eine Fahrt dauert, da er an jeder erdenklichen Stelle annhält um Leute ein oder aussteigen zu lassen oder einfach nur versucht Passanten zum Mitfahren zu überreden. In dem Bus an sich ist eine heiße stickige Luft und um die laute Musik zu übertönen wird einfach noch viel lauter geredet und diskutiert. Es wird alles und jeder eingeladen, der irgendwie reinpasst und der Sicherheitsgurt ist mehr modisches Accessoires des Busses als Nutzgegenstand. Wir haben ganz uncool unseren doch benutzt. Trotz alle dem bringen die Taxis einen “sicher“ ans Ziel.
Im Setsotho Stadtion
Wie man in unserer Galerie sehen kann waren wir auch schon im Setsotho Stadion in Maseru. Das war eine ganz besondere Erfahrung. Die Partie war ein afrikanisches Champions League Spiel zwischen der besten Mannschaft aus Lesotho dem Bantu FC aus Mafeteng und dem Mbabane Swallows aus Swasiland. Leider hat Bantu FC verloren, das war aber kein Grund für die Bantu Fans und ganz Mafeteng sowohl vor dem Spiel als auch danach keine riesige Fußballparty in Gelb/ Schwarz zu feiern. Das Spiel an sich war anders als ein europäisches Spiel. Es war viel wilder und unkontrollierter, aber die Fans und Spieler waren mindestens genau so emotionsgeladen. Es war alles nicht halb so kommerziell wie bei uns, es ist erlaubt sich sein Essen und Trinken selbst mitzubringen, deshalb sah man Familien auch große Kühlboxen über die Ränge hieven. In der Halbzeit, zeigten zwei BMX Radfahrer ein paar Kunststücke und vor dem Spiel gab es noch eine ganz andere ungeplante Showeinlage, denn es raste ein Flitzer über den Platz.
Das Leben als Bunter Hund
Wie ergeht es zwei weißen Mädels wie uns in Lesothos Straßen? Hierzu muss man wissen, dass Lesotho nicht wie Südafrika einen hohen Anteil an weißer Bevölkerung hat. Auf gut Deutsch heißt das, dass sich zurzeit in Mafeteng kein weißer Mensch außer uns rumtreibt. Im Alltag bedeutet das, dass man angestarrt wird oder ganz ungeniert von kleineren Kindern berührt wird, ab und zu wird auch „lekhooa“ gerufen, was „weißer Mensch“ bedeutet. Es heißt aber auch, dass wildfremde Menschen sich an einen erinnern und freundlich grüßen und mit einem großen Lächeln reagieren, wenn man sie auf Sesotho grüßt oder ein paar Worte mehr sprechen kann. Zum Beispiel erinnern sich die Supermarktkassierer an uns und quatschen gerne mit uns. Generell sind viele interessiert wo wir wohnen, was wir machen, wie lange wir bleiben und wo wir herkommen. Es ist auch schon ein zweimal passiert, dass Mütter von uns so angetan waren, dass sie uns mit ihrem Sohn verheiraten wollten. Am Anfang fühlt man sich noch wie ein bunter Hund, doch das wird mit der Zeit besser. Witzig ist, dass mittlerweile wir immer leicht geschockt reagieren, wenn wir einen Hellhäutigen beispielsweise in Maseru sehen.
Wir melden uns wieder, wenn etwas spannendes passiert
Sala Hantle (Auf Wiedersehen)
Clara und Hannah