Lumelang,
Nachdem viele nachgefragt haben, wie es uns so geht, kommt hier nun ein kurzer Zwischenbericht. In der Schule läuft es gut, wenn auch unsere Pläne von vielen kleineren Zwischenfällen immer mal wieder ein wenig beeinträchtigt werden.
Sehr zufrieden sind wir mit der Bücherei, die mittlerweile schon zum Schulalltag geworden ist und fast nicht mehr wegzudenken ist.
Buechereizeit fuer die 5.Klasse
Auch unsere Fußballmädels machen große Fortschritte, wenn auch das Team aufgefüllt werden musste, da einige Spielerinnen nicht regelmäßig am Training teilnahmen (bzw. nicht teilnehmen konnten).
Ausgepowert nach dem Training, so soll es sein
Auch in der Deutsch und Sport AG sehen wir kleine Erfolge. In den nächsten Wochen findet ein Sport Wettkampf zwischen verschiedenen Schulen statt, bei dem sich hoffentlich zeigen wird, wie gut unser Leichtathletik Training war.
Im letzten Monat waren natürlich auch hier Osterferien und wir haben die Zeit genutzt, für eine Woche in die Drakensberge zu fahren (Reisebericht folgt).
Besonders schön war auch, dass Leif uns besucht hat. Leif ist der erste Freiwillige, der die Kingsgate Primary School, gesendet vom Verein „Children of Lesotho e.V.“, unterstützt hat. Er hat hier im letzten Jahr fast 10 Monate verbracht und ist so zum einen unser Hauptansprechpartner im Vorhinein und jetzt ein willkommener Gast geworden.
Bei seiner Ankunft am ersten Morgen, als er durch das Schultor lief und von einem Drittklässler erspäht wurde, ging das Chaos los. Fast alle Schüler rannten, ohne um Erlaubnis zu bitten, aus den Klassenzimmern und umringten ihren so lange vermissten Lehrer. Selbst zu uns in die Bücherei drangen die Rufe: „Sir Leif! Sir Leif!“. Es war ein großer Tumult und wir hatten alle Hände voll zu tun, die Kinder, die gerade mitten beim Bücherausleihen waren, in der Bücherei zu behalten, um nicht vollends den Überblick zu verlieren.
Auch die nächsten Tage, in denen Leif die Klassen besuchte, waren etwas Besonderes, denn alle hier haben sich sehr gefreut ihn endlich wiederzusehen. Mit ihm haben wir ein paar schöne Ausflüge unternommen z. B. nach Maseru. Dort waren wir in einer sehr coolen und hippen Bar, die man so gar nicht in der Hauptstadt Lesothos erwartet hätte.
An seinem letzten Tag hier haben wir dann auch noch einen spontanen Lehrerausflug zu einem Damm, Thaba Bosiu und dem nahegelegenen Hutberg unternommen. Der Thaba Bosiu ist das Heiligtum des Landes, deshalb werden dort alle Könige Lesothos begraben. Heilig ist er, da Moshoeshoe der Erste 1820 dasBasothovolk auf diesem Berg versammelte, um es gegen Stammeskriege (Difaqane) in Südafrika verteidigen zu können. Dies gelang ihm auch, da man das Berplateau nur durch sechs sehr steile Pfade erreichen kann, die gut zu bewachen waren und man zusätzlich vom Berg aus herannahende Feinde schon auf weite Distanz erkennen konnte. Auf dem Plateau gab es für die vielen Menschen genügend Trinkwasser und Platz für die Viehhaltung.
Das Plateau konnte im Laufe der Jahre nie von feindlichen Bantuvölkern oder den Buren eingenommen werden. Und so wurde die Basotho Nation nie von feindlichen Mächten unterworfen.
Der Thaba Bosiu ist heute Nationaldenkmal und es gibt dort noch viele weitere Dinge zu besichtigen. Vom Berg aus kann man z.B. einen benachbarten Berg sehen, den Qiloane, nach dessen Abbild der traditionelle Hut der Basotho geformt ist.
Nach zehn Tagen musste Leif dann wieder abreisen und wir widmen uns, mittlerweile wieder unserem ganz normalen Alltag.
Ein kleiner Lehrerausflug
Um diesen besser beschreiben zu können, wollen wir euch in unserer nächsten Rubrik „Unterschiede einer Grundschule in Deutschland und Lesotho “ zeigen, was uns mittlerweile gar nicht mehr auffällt:
1. Das Vesper
Während in deutschen Schulen die Kinder meist ein doppeltes Brot mit Käse oder Wurst, eine Brezel und dann vielleicht noch einen Apfel oder Riegel dabei haben und sich sonst etwas beim Bäcker kaufen, ist hier die Auswahl um einiges einfallsreicher. Die Schüler haben meist eine riesige Vesperdose mit einer doppelten Portion Reis, Nudeln, Pommes, Frittiertes oder Brot mit Gemüse und Hühnchen eingepackt. Manchmal aber auch doppelte Brote oder bis zu vier Äpfel. Zu Trinken gibt es Soft Drinks oder Wasser. In der Pause kann man sich hier am Zaun zu der High-School Maispops oder gleich eine kleine Tüte Popcorn kaufen. Es kann einem komisch vorkommen, was die Kinderso zu essen dabei haben. Man muss aber bedenken, dass westlicher Fastfood auch hier starken Einzug erhält. Außerdem muss ihnen das Essen von morgens um sechs Uhr bis zum Abendessen reichen. Manchmal staunen auch wir noch über die Sachen, die die Schüler aus ihren Vesperdosen herauszaubern.
2. Das Schulmaterial
Ganz normal war es für uns, dass es am Anfang eines jeden Schuljahres eine Liste mit Materialien gibt, die die Eltern zu besorgen haben. Vom Heft, über die Stifte bis zum Wasserfarbkasten. In Lesotho bekommt jedes Kind die Hefte von der Schule. Zu Beginn des Schuljahres werden die Hefte an die Schüler verteilt und diese sollten dann auch eine bestimmte Zeit benutzt werden, bis es neue gibt. Die Schulbücher sind immer in den Klassen und werden nicht von einzelnen Kinder geliehen, sondern vom Lehrer verteilt. Dies bedeutet auch, dass sich zwei bis drei Kinder gemeinsam ein Buch teilen müssen. Die anderen Schulmaterialien beschränken sich bei den Kleineren auf Bleistift, Spitzer und Radiergummi und bei den Großen auf einen Kugelschreiber (der nur manchmal funktioniert),Lineal,manchmal Zirkel und bei viel Glück noch Buntstifte. Im Gegensatz dazu hat ein Grundschüler in Deutschland meist zwei Mäppchen, da nicht alle Stifte in eines passen. Auch die Schulranzen sind nicht mit altersgerechten Scouts zu vergleichen. Es sind meist nur einfache Rucksäcke, die bis oben hin vollgestopft sind.
3. Das Reinigungspersonal
Für uns ist es ganz normal, dass ein Klassenzimmer nach Schulschluss von den Schülern aufgestuhlt wird und danach Reinigungskräfte die Schule putzen.
Hier kümmert sich aber jede Klasse selbst um ihr Klassenzimmer, indem festgelegte Gruppen von Schülern jeden Tag nach der Schule mit einem Strohhandfeger das Klassenzimmer putzen. Dies ist notwendig, da durch das mittlerweile trockene Winterklima jeder Raum nach einem halben Tag mit einer dicken Staubschicht bedeckt ist. So sieht man nach Unterrichtsschluss natürlich auch die Kleinsten mit drei Jahren mit den Fegern gut geübt und sehr akkurat ihr Klassenzimmer fegen.
4. Kontrollsystem
Neu war für uns auch, dass die Kinder nicht wie in deutschen Schulen zur Selbstkontrolle ihrer Arbeiten angeleitet werden und sich selbst im Austausch mit dem Lehrer berichtigen sollen, sondern das jede auch noch so kleine Arbeit vom Lehrer kontrolliert und bestätigt wird.
Das läuft dann so ab:
Auch nach jeder Abschreibaufgabe, bei der die Schüler nicht mal nachdenken müssen, wird jedes Heft eingesammelt und einzeln vom Lehrer, meist während des Unterrichts verbessert und „gemarkt“. Dies wird gerade dann zum Problem, wenn die Klassen so wie meine Fünfte aus 60 Schülern bestehen. Es ist ziemlich zeitraubend und das ist auch der Grund weshalb wir oft die Hefte kontrollieren, damit der Lehrer währenddessen unterrichten kann. Im Grunde hat das System, gerade bei den Kleineren, auch etwas Gutes, da sowohl der Lehrer, der Schüler und die Eltern direkt wissen, wie es um den Lernerfolg des Kindes steht.
5. Medien
Natürlich war uns klar, dass in Lesotho keine Multimediatische oder ähnliches in jedem Raum zu erwarten waren und dennoch ist der Unterschied in der Unterrichtsgestaltung auffallend groß. In Deutschland ist man es gewohnt mit kopierten Arbeitsblättern, vielen Plakaten, einem Tageslichtprojektor und auf den weiterführenden Schulen dann auch mit Beamern, Smart Boards etc. unterrichtet zu werden. Hier gehören Kopien, wenn es keine Klassenarbeiten sind, zur Seltenheit und in einer Schule, die erst seit kurzem Elektrizität in jedem Klassenraum hat, kann man vom Rest natürlich auch nur träumen. Auch besitzen die Kinder keine Arbeitshefte. Umso schwieriger ist es natürlich einen kindsgerechten Unterricht für Erstklässler zu gestalten oder eine siebte Klasse auf die herausfordernde High-School vorzubereiten.Es ist aber immer wieder beeindruckend, mit wie viel Ehrgeiz manche Lehrer hier arbeiten, um Wissen doch möglichst anschaulich zu vermitteln.
6. Das Noten- und Testsystem
Man ist es gewohnt ein Halbjahres- und Jahreszeugnis zu erhalten, dass sich aus mündlichen und schriftlichen Noten zusammensetzt. Die Klassenarbeiten werden in speziellen Räumen oder mit Sichtschutz geschrieben, um Abschreiben zu verhindern.
In Lesotho dagegen gibt es jedes Vierteljahr Klassenarbeiten, die die gesamte Schule alle in einer Woche schreibt und die dann zusammengerechnet die Jahresnote ergeben. Wöchentlich geschriebene Tests oder eine mündliche Note fließen dagegen nicht in die Zeugnisnoten ein. Die Tests werden auch nicht im Klassenraum geschrieben, da es dort viel zu eng ist, sondern einfach dort, wo man Platz findet. So sieht man dann auf dem ganzen Schulgelände Kinderin der Sonne sitzen, die in Ruhe ihre Tests schreiben. Auch wenn die Kinder mal enger beieinander und unbeaufsichtigt herumsitzen, wird sonderbarerweise nicht abgeschrieben. Jedes Kind versucht aufzuschreiben, was es weiß.
Anders ist auch die Ergebnisverkündung, denn die Testergebnisse jedes einzelnen Kindes werden vor der ganzen Klasse veröffentlicht, zusätzlich hängt in jedem Klassenzimmer eine Liste, in der die Schüler nach Leistung aufgezählt und in Notenkategorien eingeteilt stehen. So ist ein viel direkterer Vergleich und Wettbewerb möglich. Am Ende eines jeden Vierteljahres bekommen die besten Schüler vor der ganzen Schule Preise überreicht.
7. Morning Assembly
Während in Deutschland um 7:50 Uhr die Schule beginnt, indem der Lehrer kurz Guten Morgen sagt oder in seltenen Fällen ein Morgengebet vorangeht, läuft in Lesotho noch die Morning Assembly ab. Bei dieser, jeden Morgen stattfindenden Versammlung, stellen sich alle Kinder nach Klassen sortiert in Reihen vor dem Lehrer auf, der die Assembly abhält. Es wird mit einer formalen Begrüßung begonnen, darauf folgen verschiedene Gebete und dann tragen Schüler je einer Stufe Gedichte oder Lieder vor. Freitags gibt es immer ein Quiz zwischen den Klassen. Es ist bemerkenswert,dass die Kinder schon ab der 1. Klasse lernen vor mehreren Hundert Mitschülern zu sprechen.
8. Lehrer/Schüler Verhältnis
Wir sind aus Deutschland einen meist respektvollen, freundlichen und distanzierten Umgang mit unseren Lehrern gewohnt. Natürlich gibt es solche und solche Lehrer aber generell würde ich sagen, dass jeder jedem mit Respekt und Wohlwollen begegnet, solange man dieses nicht verletzt.
Hier ist der Unterschied, dass es den Lehrern erlaubt ist, die Kinder mit Stockhieben in die Hand zu bestrafen. Diese Tatsache ändert natürlich den Umgang zwischen Schülern und Lehrern. Der Umgang bleibt dennoch respektvoll jedoch doch einfach strikter.
Ansonsten werden die Kinder bei wirklich jeder Gelegenheit als Laufburschen herangezogen. So heißt es: Hol mir kurz das oder geh kurz dahin und sag dies und das. Diese Aufgaben übernehmen die Kinder jedoch wie in Deutschland stets gerne und mit einem Lächeln im Gesicht. Auch sind wir immer wieder erstaunt mit wie viel viel Hingabe und Freude die Lehrer ohne jede Freistude, die Kinder unterrichten und ihren Schützlingen helfen.
Außerdem ist es nicht abwegig, dass die Schüler den Lehrern bei privaten Tätigkeiten helfen, wie zum Beispiel deren Garten umgraben oder den Lehrern kurz einen Pfirsich vom Baum pflücken sollen. Hier ist das aber im kulturellen Zusammenhang vollkommen normal.
9. Unterrichtssprache
Die Muttersprache ist die Unterrichtssprache. So sind wir das aus Deutschland gewöhnt. Einzige Ausnahme sind natürlich die Fremdsprachen, die jedoch meist auf Deutsch und der jeweiligen Fremdsprache unterrichtet werden. An der Kingsgate ist die Unterrichts- und Umgangssprache Englisch. Das heißt, dass jedes Fach außer Sesotho auf Englisch unterrichtet wird und auch die Kinder untereinander Englisch reden müssen, da sonst Strafen drohen. Somit erlernen die Schüler schon im Kindergarten eine Fremdsprache und lernen im Verlauf der Jahre diese schon nahezu perfekt zu sprechen, was ihnen in der heutigen Welt natürlich viele Türen öffnet. Andererseits ist dies auch oft der Grund weshalb viele Kinder nicht so gute Leistungen erbringen können, da das Beantworten eines Testes auf English eine zusätzliche Hürde für sie darstellt. In Lesotho müssen zudem viele Formulare etc. auf Englisch bearbeitet werden, da Englisch die zweite offizielle Landessprache ist.
10. Schulbussystem
7.30 und 13.00 Uhr rollen in Deutschland die Massen an Schulbussen zur Schule, um die Schüler innerhalb einer halben Stunde in alle Himmelsrichtungen zu fahren. Das System funktioniert meist reibungslos und jedes Kind ist zu einer bestimmten Uhrzeit Zuhause.
Hier gibt kein öffentliches Verkehrssystem mit Bus und Bahn, wie in Deutschland, der Nahverkehr funktioniert ausschließlich über Minitaxis, die zu sehr unregelmäßigen Zeiten fahren.
Für Schulen existiert jedoch eine Art privat organisiertes Schulbussystem mit Minitaxis, die Kinder zu festen Zeitpunkten abholen. Dies sieht sehr unorganisiert aus, folgt aber einem strikten Plan, da die Kinder wissen, welches Taxi genau in ihre Heimat fährt. Manche Kinder werden auch mit kleinen normalen Taxis abgeholt und nach Hause gebracht. Vereinzelt werden die Kinder auch zu Fuß oder mit dem Auto abgeholt. Viele laufen auch nach Hause, wobei man sich nicht den in Deutschland üblichen Nachhauseweg eines Grundschülers von vielleicht 10-20 Minuten mit trödeln vorstellen sollte, sondern Märsche von bis zu 1,5 Stunden.
Nach Schulschluss sitzen also die Kinder auf dem Pausenhof und warten, bis sie abgeholt werden. Es ist meist ein chaotisches Durcheinander von dauerndem Autogehupe (damit jeder weiß, dass sein Taxi da ist), spielenden Kindern und Eltern, die die Kindergartenkinder abholen. Dieses Gewusel hält dann ca. 30 Minuten an, wobei nach dieser Zeit längst nicht alle Kinder abgeholt worden sind. Manche warten sogarvon 13 bis 15 Uhr bis ihr Taxi kommt.
Auch die Kinder, die nach Hause laufen, spielen oft noch ein bis zwei Stunden, bis sie sich auf den Weg machen.
11. Schulkleidung
In Deutschland ist das Thema Schuluniform schon seit längerem ein heißes Diskussionsthema. Es werden Vor- und Nachteile abgewogen und es geht immer um die Frage, ob durch die Uniformen eine Art Gleichheit unabhängig vom Einkommen der Eltern geschaffen wird oder es die Selbstentfaltung der Schüler einschränkt.
In Lesotho dagegen ist Schuluniform an jeder Grundschule und High-School Pflicht. Außerdem ist auch die zu tragende Frisur vorgegeben. Entweder man trägt eine strenge Flechtfrisur oder man lässt sich die Haare komplett abrasieren. Die Schüler tragen die Schuluniform jeden Tag und manche auch Sonntags in die Kirche. Die Uniform wird jeden Tag von jedem Kind selbst gewaschen (auch wenn es erst 5 Jahre alt ist). Und fast jeder Junge hat eine perfekte Bügelfalte in der Hose, wenn auch mache Familien weder fließend Wasser noch Strom haben, ganz zu schweigen von einer Waschmaschine, um die Hemden weiß zu waschen. Die Schuluniform ist hier das schickste und wertvollste, was ein Kind besitzt und dementsprechend stolz wird sie auch getragen. Nichts desto trotz genießen die Kinder jeden Tag vor den Ferien, an dem sie mit offenen Haaren und Klamotten ihrer Wahl zur Schule kommen dürfen und dies auch immer dementsprechend zelebrieren.
Reise in die Drakensberge
Wir haben uns dazu entschlossen in unseren Osterferien eine kleine Reise durch Lesotho zu machen. Besonders haben uns hier die Drakensberge gereizt, da wir auch gerne wandern wollten. So sind wir dann am Gründonnerstag um 5 Uhr morgens mit einer befreundeten Lehrerin losgefahren. Die ersten 300 km hat sie uns mitgenommen, von ihrem Heimatort aus sind wir dann mit Minibustaxis die restlichen 400 km gefahren. Die Fahrt führte uns durch die wunderschöne Berglandschaft Lesothos bis hoch auf 3000 m Höhe. Die Straßen verliefen oft in Serpentinen, vorbei an einsamen traditionellen Basotho Dörfern oder kerzengerade über die Hügel. Währenddessen konnten wir einen beeindruckenden Sonnenaufgang und Blumenfelder inmitten des sonst eher kargen Land bestaunen.
An unserer Destination, dem Sanipass, angekommen, bot sich für uns dann ein Panorama, welches die anstrengende 14-stündige Fahrt voll und ganz rechtfertigte. Das Wetter war traumhaft und wir standen am Abgrund des Sanipasses an der Grenze Lesothos und hatten einen traumhaft weiten Blick auf Südafrika. Wir waren einfach nur fasziniert und verbrachten deshalb auch den ganzen restlichen Tag an der Klippe.
Auf dem Sanipass befindet sich ein Hotel, mit angrenzendem Hostel und dem höchsten Pub Afrikas. Dort haben wir die nächsten zwei Nächte übernachtet. Der Pub ist mit einer entspanntesten und unwirklichsten Orte, an denen ich in meinem Leben jemals gewesen bin.
Am nächsten Morgen sind wir nach einer kurzen Nacht um 5:30 Uhr schon wieder aufgestanden, haben den Sonnenaufgang bei einer Tasse Kaffee auf der Terrasse genossen und sind dann nach einem leckeren Frühstück zu unserer Wanderung aufgebrochen.
Wir hatten eine Wanderung (32km) zum höchsten Berg Lesothos und gleichzeitig dem höchsten Berg südlich des Kilimandscharos, dem Thabana Ntlenjana mit 3400m Höhe geplant. Wir sind dann mit unserem ganz privaten Wanderführer Joseph um 7 Uhr aufgebrochen. Am Anfang sah das Wetter noch eher bescheiden aus, dann klarte es aber etwas auf. Die Wanderung war mit Abstand das Anstrengendste was wir in Verbindung mit Wandern jemals in unserem Leben gemacht haben. Es war sowohl die Höhen- als auch die sehr kalte Luft, aber besonders die krassen Berge, die immer wieder zu erklimmen und zu überwinden waren, die die Wanderung so anstrengendgemacht haben. Wir haben viele Pausen gemacht und viel gequatscht. Gegen 12 Uhr haben wir dann nach 5h endlich den Gipfel erklommen. Erfüllt von Stolz genossen wir mit schmerzenden Beinen die tolle Aussicht, die leider vom Nebel etwas gedämpft wurde. Wir machten Mittagspause und genossen es auf dem Dach Südafrikas zu sein, wenn es auch sehr kalt und windig war, so wie es sich eben für einen 3000er gehört. Beim Abstieg zog dann leider das Wetter zu und es begann zu regnen, weshalb wir klatschnass wurden, was jedoch unsere gute Laune nur bedingt trüben konnte. Am Abend wärmten wir uns dann bei einem Glühwein am Ofen der Lodge auf und haben uns mit Leuten aus aller Welt unterhalten und sind dann todmüde ins Bett gefallen.
Am nächsten Morgen wollten wir dann eigentlich den Sanipass bis nach Südafrika runterwandern, jedoch war das aufgrund des Nebels nicht möglich. Und so haben wir dann schweren Herzens Abschied vom Sanipass genommen und sind mit sehr netten Kapstädtern den Pass runter zu unserem nächsten Hostel gefahren. Hierbei muss man erwähnen, dass es sich bei dem Südafrikanischen Sanipass um eine nicht geteerte Ruckelpiste handelt, bei dem selbst das beste Allradauto ordentlich durchgeschüttelt wird. Nach einer sehr abenteuerlichen Fahrt sind wir dann in unserem zweiten Hostel angekommen.
Dort fanden wir eine gänzlich andere Natur mit erfrischend anderem Klima vor. Das Hostel lag schön gelegen zwischen Ausläufern der Drakensberge, das Wetter jedoch erinnerte eher ans Mittelmeer. Im Hostel haben wir viele nette Backpacker getroffen und auch mal wieder deutsch mit anderen Menschen außer uns zwei geredet.
Am nächsten Morgen versuchten wir erst mal herauszufinden, was wir in unseren verbleibenden zwei Tagen noch unternehmen wollten. Auf jeden Fall wollten wir noch mal wandern gehen, da dies für uns der Hauptgrund gewesen war in die Drakensberge zu fahren.
Außerdem wollten wir auch noch ein bisschen Südafrika entdecken, dazu bot sich uns auch die perfekte Möglichkeit, denn zufällig fand genau an diesem Wochenende das „SPLASHY FEN FESTIVAL“ statt, das älteste und eines der berühmtesten Festivals Südafrikas und eines der besten der Welt. So sind wir dann vormittags in unseren mehr oder weniger festivaltauglichen Klamotten losgegangen und mit einer netten Familie aus Johannesburg bis nach Underberg gefahren, von dort aus sind wir dann mit feierwütigen Festivalbesuchern aus Durban bis zum „Splashy“ gefahren. Dort angekommen war es dann genau so cool wie erhofft. Die ganze Atmosphäre war an Lässigkeit kaum zu überbieten. Das Festival Es war ein großer Gelände mit mehreren Bühenen ( Tree stage, River stage, Accustic stage, dance , main stage) auf jeder war immer ein künstler, weshalb man eine sehr große Auswahl hatte. Besonders toll war die Band „Monark“ , die sehr moderne und coole Musik machten. Auch hammer war „Ed Matthews“ mit dem Song „ What he means“.
Die Stimmung war super gut. Mittags war sie ehr familiär und voller Sommerstimmung. Viele Familien waren da und auf neben der Bühne am Fluss schwammen und plantschen viele Festivalbesucher im Fluss. Es war wie im Sommerurlaub und wir fühlen uns ganz befreit von der Verantwortung bei unserem Freiwilligendienst und wie ganz normale Jugendliche, was auch mal wieder schön war.
Am Abend fühlte es sich dann schon wieder mehr nach Festival an durch die Dunkelheit und die Dance Musik. Als es dann später wurde mussten wir uns auf den Heimweg machen. Dafür hatten uns die Festivalhelfer freundlicherweise ein Taxi organisiert, das uns zurück zu unserem Hostel bringen sollte. Zu diesem wurden wir dann Witzig erweise mit einem Golfcar chauffiert. Es war alles in allem ein sehr witziger Tag.
Am letzten Tag sind wir dann wie geplant noch mal wandern gewesen. Das Hostel schlug uns eine Tagestour mit Wasserfall und Steinpool vor. Am Vormittag sind wir losgewandert. Hoch auf den Hausberg und dann am Kamm der Berge weiter bis ins Hinterland. Es war landschaftlich ganz anders als in den Drakensbergen, nicht so steil und rau aber immer mit den hohen Bergen als Kulisse. Mit unserem Musiklautsprecher dabei haben wir die Wanderung, die Musik, die Natur und die Einsamkeit genossen. An einem Steinpool war es dann besonders schön, da es ein perfektes natürliches Schwimmbad war. Das war auch der Grund, weshalb wir trotz des sehr kalten Wassers ein paar Runden schwammen.
Auf einem tollen Panoramaweg ging es dann wieder das Tal runter. Am Wasserfall vorbei und über ca. 100 Bäche, durch die man immer barfuß durchwaten musste. Das eigentliche Highlight der Wanderung, ein großer Wasserfall, konnte man leider durch die vielen Bäume nur erahnen. Unten angekommen sind wir dann noch schnell zu einem anderen Wasserfall gegangen bevor pünktlich um sechs Uhr die Sonne unterging.
Und schon ging es wieder nach Hause. Am nächsten Morgen um sieben Uhr haben wir uns auf den Weg gemacht nach Underberg, wo die Minitaxis in Richtung Sanipass und Lesotho losfahren. Dort mussten wir leider zwei Stunden warten, bis der Bus voll war und es somit endlich losging. Ab dann ging es in einem atemberaubenden Tempo den Sanipass hoch. Es schaukelte und schwankte bedenklich, da die Sammeltaxis das genaue Gegenteil eines Allradautos sind, sodass wir ein klein bisschen Angst bekamen, die Musik war aber so laut, dass unsere Wahrnehmung eh ein bisschen benebelt war und wir zum Glück die Geräusche des sehr ramponierten Taxis nicht hören mussten. Man glaubt es kaum, aber das Sammeltaxi ist an jedem noch so guten neuen Allradriesenauto von Ford vorbeigedüst, was vor allem der Erfahrung der Fahrer zuzuschreiben ist. Dann fuhren wir mit mehreren anderen Taxis bis nach Leribe. Dort hat uns eine Freundin mitgenommen und wir kamen um 10 Uhr abends nach 15h Fahrt endlich an. Anstrengend war da natürlich der nächste Tag, der um 7:50 Uhr mit dem Schulbeginn schon wieder all unsere Konzentration forderte…
Das wars,
Sala hantle Clara und Hannah
PS: Letzen Sonntag haben wir den Gottesdienst der Anglikanischen Kirche besucht, wir wollten nämlich unbedingt mal einen richtigen „afrikanischen“ Gottesdienst mit Gospelchor, Trommeln und einfach viel mehr Elan, als der normale katholische Gottesdienst, sehen. Gesagt getan und es war wirklich atemberaubend toll! Unglücklicherweise war der Kirchenchor nicht da, die vielen Kirchenbesucher konnten das aber mehr als ausgleichen. Der Pfarrer hat uns sogar vor der ganzen Kirche vorgestellt und wir haben Plätze in der ersten Reihe bekommen. Die ganze Kirche hat uns willkommen geheißen und sich auch am Ende bei uns erkundigt, wie es uns gefallen hat.
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