Leah Scheiwe in der Kingsgate Primary

Liebe Freunde der Children of Lesotho,

in den letzten Wochen habe ich schon einiges erlebt und vor allem wahnsinnig viel Neues kennengelernt. Einerseits ist das natürlich total interessant andererseits auch manchmal schon fast zu viel. Vor allem die ersten 2-3 Wochen waren wirklich nicht ohne, da einfach alles so überwältigend war. Dass ich hier alleine auf dem Schulgelände wohne, war eine große Umstellung, die viel Heimweh und Zeit zum Nachdenken mit sich bringt, mit der ich immer noch ab und zu kämpfen habe.

Dazu kommen natürlich noch alle anderen Umstellungen, die ein fremdes Land und besonders Lesotho so mit sich bringen: Von den Häusern, dem Linksverkehr und der Sprache bis hin zu dem Fakt, dass ich hier aufgrund meiner Hautfarbe wahnsinnig viel Aufmerksamkeit bekomme. 

Auch bin ich mir seit ich hier bin, sehr stark meiner Privilegien bewusst geworden, die ich in Deutschland hatte bzw. wieder haben werde: Sei es die Waschmaschine, das Trinkwasser aus der Leitung, die Bildungsmöglichkeiten oder die Sicherheit alleine im Dunkeln draußen herumzulaufen. 

Aber natürlich habe ich auch wahnsinnig viele schöne Erfahrungen gemacht, hauptsächlich mit den Schüler:innen und Lehrer:innen an der Schule. Von den Lehrer*innen  wurde ich  hier mit einer unglaublichen Herzlichkeit begrüßt und nach der „Kennlernphase“ sind alle, inklusive mir nochmal deutlich aufgetaut. Auch jetzt noch sorgen sich die Lehrer:innen stets um mein Wohlergehen, unternehmen Ausflüge mit mir und stehen mir immer zur Seite, wenn ich mal etwas brauche. 

Anfangs war es ein bisschen schwierig, meine Rolle an der Schule zu finden, da hier seit 2020 keine Freiwilligen mehr waren und die Schule ein so gut funktionierendes System ist. Die Kinder sind mir mit Offenheit aber natürlich vor allem Neugierde begegnet, wie es bei Kindern nun mal so ist und haben es mir dadurch wirklich leicht gemacht, mich willkommen zu fühlen. 

Allgemein war ich überrascht von dem guten Niveau und der Art wie hier unterrichtet wird, da es sich kaum von dem, was ich selber aus Deutschland kenne, unterscheidet. Natürlich stehen hier nicht komplett dieselben Möglichkeiten zur Verfügung, wie an deutschen Schulen und auch die Klassen sind deutlich größer, aber sowohl Schüler*innen als auch Lehrer*innen machen das Beste daraus. Man merkt den Kindern auch an, dass sie gerne zur Schule gehen und die meisten es auch wirklich zu schätzen wissen, dass sie diese Möglichkeit haben.

Mittlerweile habe ich meinen Platz an der Schule jedoch ganz gut gefunden; während der Unterrichtszeit bin ich hauptsächlich in der 5. und 6. Klasse im Englischunterricht und übernehme ab und zu mal eine Unterrichtsstunde. Nach der Schule gebe ich dann noch so eine Art Englisch Nachhilfe Klasse für Schüler:innen aus der 4. und 5. Klasse. Da hier während des Lockdowns über ein Jahr absolut kein Unterricht war, haben die Kinder einige recht große Lücken und daher Probleme mit dem Unterricht mitzuhalten. Demnächst steht in der Planung an, dass ich noch eine Nachmittagsbetreuung mache, da viele der Kinder lange auf ihre Schulbusse oder die Eltern wegen der langen Arbeitszeiten warten müssen.

Mein Alltag hat sich so langsam eingependelt, sei es den Haushalt zu schmeißen oder die Wäsche per Hand zu waschen. Ich würde behaupten, dass ich mich fast schon richtig eingelebt habe, obwohl es natürlich noch sehr viele Hürden zu meistern gibt. Beispielsweise die Landessprache zu lernen. Oder es gibt Tage, an denen es mal nicht so glatt läuft. Insgesamt fühle ich mich aber echt wohl hier und freue mich sehr auf das kommende Jahr.

Eure Leah

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