Von grünen Bohnen, Klassenarbeiten und ob ich denn nicht friere…

Am 01.11. bin ich innerhalb des CTC in ein größeres Zimmer mit eigener Dusche umgezogen…
Ich wohne jetzt im selben Gebäude, in dem auch die Sisters und Mitarbeiter des Catholic Training Centers wohnen, was mir deutlich besser gefällt, da ich die letzten Tage alleine im Guestroom-Haus geschlafen habe und das irgendwie doch ein bisschen komisch ist… Jedenfalls sind die Nonnen und anderen Angestellten wahnsinnig nett und es ist immer was los. Selbst wenn mir mal langweilig werden sollte – was bis jetzt aber noch nie passiert ist – ist eigentlich immer jemand um mich rum, mit dem ich reden kann oder beispielsweise im Garten helfen kann… Nach dem Abendessen schaue ich dann meistens mit ein paar der Sisters und den Angestellten des CTC fernsehen, lache, rede und versuche, möglichst jeden Abend ein paar Brocken Sesotho zu lernen.

Jeden Donnerstag bin ich im Matheunterricht in der 4. Klasse. (Meinen Stundenplan stelle ich separat online.) So auch am 02.11…. Doch dieser sonnige, wunderschöne, aber um 8 Uhr morgens schon zu warme Morgen (25 Grad) war kein gewöhnlicher Donnerstagmorgen. Ich spürte die Anspannung, die Ruhe vor dem Sturm als ob die Gewitterwolken sich schon am Horizont aufbauten. Die Aufregung vor den Final Exams in Mathematik und Sesotho der 4. Klasse, die in zwei Schienen und 4 Räumen am selben Tag geschrieben wurden war auf dem gesamten Schulgelände zu spüren. Schüler rannten über den Hof, mit dem selben verzweifelten Blick, den ich noch zu gut von meiner Zeit als Vollzeitschüler vor so mancher Klassenarbeit kannte. Zumindest in der Zeit in denen das „Vollzeit“ in den tiefen meines Unterbewusstseins, vor dem flimmernden Bildschirm meiner Röhre oder am Boden des ein oder anderen Glases eines verführerisch golden schimmernden Saftes in Vergessenheit geraten ist. Wobei letztere Alternative zur Realitätsverzerrung bei Schülern einer Grundschule keinerlei Rolle spielt und es wohl doch eher an einer der unzähligen Soaps oder den Freunden lag, sich nicht mit der Berechnung von Flächen, den Grundrechenarten und dem dem Lösen von Textaufgaben zu beschäftigen. Jedoch möchte ich hier anmerken, dass ein Groß der Schüler, wie ich es empfinde deutlich zielstrebiger und lernwilliger in so Jungen Jahren ist, wie wohl die meisten westlichen Grundschüler. Man merkt, sie sind sich dessen Bewusst, was Bildung für ihr zukünftiges Leben bedeutet.
Und nun durfte ich, dessen 12-jährigen Erfahrung in der „unauffälligen“ Manipulation des Ausgangs von so mancher Klassenarbeit noch frisch in Erinnerung war, die Arbeit beaufsichtigen. (Anmerkung für meine ehemaligen Lehrer, sollten sie das hier zufällig lesen: Für „ich“ ist in den letzten Sätzen ein beliebiger anderer Name einzusetzen.)
Zumindest saß ich nun in Front von 25 Schülern, die mich mit dem Blick von unschuldigen Lämmern ansahen. Plötzlich tauchten immer mal wieder zeitgleich zwei Schüler ab, nachdem ihnen zufällig der Stift runter gefallen war und versuchten von ihrem Nebenmann Informationen abzugrasen. Ganz erstaunt stelltensie dann fest, dass ich vielleicht kein Sesotho verstehe, allerdings höre, wenn unter den Sitzbänken leise Sesotho gesprochen wird.
Dennoch blieb es bis auf ein paar Flüsterversuche ruhig und die meisten arbeiteten konzentriert.
Am selben Abend war ich dann noch mit der Korrektur der Arbeiten beschäftigt, was mir aber nichts ausmacht, da man dabei sehr gut runter kommt.

Am Samstag habe ich mich mit Thabiso und Antonia getroffen um auf einen der Hausberge Mafetengs zu steigen/klettern und danach bin ich mit Thabiso und Thabelo zum Sportplatz gegangen um den Basketballtunier zuzugucken und Tennis- und Skateversuche anzustellen, was deutlich besser klappte, als ich gedacht habe.

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Um 11 Uhr am Sonntag ist Anna aus Morija mit einem der Minibustaxen, die eigentlich den gesamten öffentlichen Verkehr stemmen, angekommen und wir sind den Tag über ein bisschen durch Mafeteng getingelt.

Montag war der Tag nach dem großen Regen, der von Samstagabend bis Sonntagfrüh um halb 10 angedauert hat. Und es hat wirklich geschüttet wie aus Kübeln und meine Gastmutter hat tatsächlich recht behalten: Wenn es in Lesotho aufgrund von Gewittern regnet, dann richtig, denn auch die Gewitter sind hier ordentlich.
Und nach den ersten großen Regenfällen im Sommer (Regenzeit) war es auch die letzte Woche spürbar kühler und angenehmer.
Bei 25 Grad am Mittag im Schatten finde ich es in langer Hose und Sweatshirt tagsüber doch ein bisschen zu warm. Doch das sehen die Basotho, mit denen ich so Kontakt habe, sowohl Schüler, Lehrer als auch Sisters und Mitarbeiter des CTC etwas anders. So gehört momentan neben den Standartfragen, was ich heute so mache und wie es mir heute so geht auch rituell dazu, ob ich denn nicht friere, wenn ich in Shorts und T-Shirt unterwegs bin. Allgemein scheinen die Basotho ein anderes Kälteempfinden zu haben als das ich es habe. Denn auch bei weit über 30 Grad sind einige von ihnen immer noch mit dicken „Übergangsjacken“ unterwegs und es ist eine Art Todsünde, in Taxen oder jedem anderen Fahrzeug die Fenster zu öffnen, da ja jemand frieren könnte. Und auch von der Klimaanlage wird anscheinend im ganzen Land kein Gebrauch gemacht, egal wie stickig, warm oder feucht es ist.

Aufgrund des endlich feucht werdenden Bodens – wegen der Regenfälle die letzten Tage – habe ich in Absprache mit Mateboho Masiu mit der 6. Klasse das „Gardening-Project“ am Mittwoch, den 09.11. begonnen.
Von der freiwilligen Beteiligung von weit mehr als der Hälfte der Stufe war ich begeistert. Die Schüler haben sich noch am Mittwoch und Donnerstag selbst in 4er- bis 7er-Gruppen eingeteilt; abhängig von der Größe der Felder. Unterstüzt werden die Schüler und ich bei unserer Arbeit von Sir Sello, Sir Soko und…. die ein bisschen Ordnung in den Ameisenhaufen von Schülern bringen.
Am Donnerstag haben wir angefangen, die Erde umzugraben und ab nächster Woche möchten wir mit dem aussäen beginnen. Ich möchte jeder Gruppe die Möglichkeit geben, dass anzubauen, was sie möchten. Dabei sollen sie von verschiedenen Pflanzen wie grünen Bohnen, Erbsen, Rote Beete, Spinat, Karotten, Salat, Kohl, etc. auswählen können. Auch sind die einzelnen Gruppen von  jetzt an für die Pflege ihrer eigenen Felder verantwortlich.
Nach nur einer Stunde im Garten mussten wir allerdings aufgrund eines herannahenden Gewitters abbrechen, was sich allerdings als fast ein Ding der Unmöglichkeit herausgestellt hat, da selbst bei strömendem Regen und über den Himmel zuckenden Blitzen die Kinder nicht nach Hause gehen wollten.
Am nächsten Tag haben wir unsere Arbeit dann fortgesetzt und fast alle Gruppen haben ihre Plots jetzt soweit bearbeitet, dass mit dem Pflanzen begonnen werden kann. Nachdem ich am Mittwoch mit der B-Klasse angefangen habe sind jetzt auch die Freiwilligen aus der A-Klasse hinzugestoßen und das Gardening-Project hat jetzt ganze 98 teilnehmende Schüler aus nur einer Klassenstufe verteilt auf 22 Felder.

Anfangs hatten wir noch geplant das Gardening-Project für die Klassen 4-6 anzubieten, von der Idee sind wir mittlerweile aber wieder abgewichen, da uns dafür dann doch die Zeit und auch die Kapazitäten fehlen, 300 Schüler gleichzeitig zu betreuen und ihnen die Unterstützung zu bieten die ihnen meiner Meinung nach bei einem solchen Projekt zusteht.
Ich bin mittlerweile auch wirklich dankbar darüber, dass mir einige Lehrer dabei helfen, dieses Projekt möglich zu machen, was einer einzelnen Person bei einer so großen Gruppe kaum möglich gewesen wäre,
Am Montag beginnt dann das große Buddeln. Wir starten mit dem aussäen der ersten Samen und dem setzen der ersten Setzlinge. Jede Gruppe ist dabei selbst dafür verantwortlich, von Zuhause Samen etc. mitzubringen. Sie haben dadurch allerdings auch die komplette Freiheit darin, was sie pflanzen wollen/dürfen/können. Auch müssen sie ihre eigenen Gartengerätschaften von zu Hause mitbringen. Anfangs hatten Mateboho Masiu und ich noch überlegt, die Samen etc. für die Gruppe zu stellen. Dabei sind wir allerdings von einem Bruchteil der Teilnehmer ausgegangen. So würden die Bereitstellung von Gerätschaften und Setzlingen, Samen etc. jeglichen Rahmen gesprengt. Ganz abgesehen von den beschränkten finanziellen Mitteln wäre der allgemeine Aufwand einfach zu groß gewesen. Fast jede Familie in Lesotho und auch der Kingsgate Primary School  Subsistenzwirtschaft betreibt und entweder auf gepachteten Land oder öfter im eigenen Garten Pflanzen für den  Eigenbedarf anbaut ist es auch kein großes Problem für die Schüler, die Dinge die sie benötigen von zu Hause mitzubringen.
Schon in der kurzen Zeit, seitdem wir mit der Arbeit begonnen habe sehe ich, dass die Kinder sich untereinander helfen und voneinander lernen.
Über das Gardening-Project werde ich hier mehr berichten.

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